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Internationale Studien

Aktuelle Studien zur Transkraniellen Pulsstimulation

Neue Studie weist erstmals Langzeiteffekte im Gehirn nach.

Eine neu publizierte Studie der Universitätsklinik für Neurologie, MedUni Wien, berichtet erstmals über die Langzeiteffekte der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) mit dem Stoßwellen-System NEUROLITH auf das menschliche Gehirn und dessen Reaktion. Die randomisierte, placebo-kontrollierte und doppelt verblindete Studie liefert Nachweise mit Beweiskraft.

Zunächst: Was ist eine randomisierte, placebo-kontrollierte und doppelt verblindete Studie?

In dieser Studie wurden die Patienten nach einem Zufallsprinzip (Randomisierung) in zwei Gruppen geteilt. Als erster Schritt wird die Gruppe 1 nur scheinbar (Placebo), die Gruppe 2 tatsächlich (Verum) untersucht und mit TPS behandelt. Wenn die Patienten nicht wissen, ob sie tatsächlich oder nur scheinbar behandelt werden, ist die Studie einfach verblindet. Wissen auch die Behandler nicht, ob das Therapiegerät echte oder scheinbare TPS-Impulse abgibt, ist die Studie doppelt verblindet. Das ist tatsächlich mit einigem methodischen Aufwand möglich. In einem zweiten Schritt werden die vorher nur scheinbar behandelte Patienten verum behandelt und die vorher verum behandelten scheinbar behandelt. Schließlich sind alle Patienten einmal placebo-behandelt und verum behandelt worden und selbstverständlich auch jeweils vorher und nachher untersucht worden. Sie wussten allerdings nicht, wann genau sie tatsächlich behandelt worden sind.

Hervorzuheben ist, dass diese Studie an gesunden Menschen mit ganz gesunden Gehirnen durchgeführt wurde. Warum denn das, wenn es doch um Demenz etc. geht? Es geht in der Studie um die Nachweisbarkeit des Effektes der Stoßwellen an sich. Was geschieht im Gehirn des Menschen generell, wenn es durch Stoßwellen beeinflusst wird? Am gesunden Gehirn lässt sich dieser Nachweis zunächst am besten und auch am objektivsten darstellen – denn jedes erkrankte Gehirn, auch wenn viele Menschen eine identische Diagnose haben – ist individuell erkrankt, oder, ganz vereinfacht: dasselbe ist eben nicht das gleiche! Zudem ist die nachfolgende Studie eine Grundlagenarbeit für weitere Studien, um die Evidenz-Lage, also die Beweislage, in Hinsicht auf die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) zu festigen.

Wer bis hierhin gelesen hat, kann sich nun auf die eigentliche Studienaussage freuen, die intern von manchem Fachmann bereits als – Zitat: „sensationell“ – bezeichnet wurde.

Neue Studie zeigt: Transkranielle Pulsstimulation (TPS) steigert nachweislich die Neuroplastizität.

Die Studien-Teilnehmer*innen erhielten in zwei Versuchsblöcken je drei Placebo- – und drei Verum-Sitzungen. Anders als in der Praxis-Behandlung der Patient*innen, deren gesamter Kopf behandelt wird, fokussierte man hier die Stoßwellen just auf jenen Bereich des Gehirns, der für die Bewegungen der rechten Hand zuständig ist (fachlich: die „kortikale somatosensorische Repräsentation“). Was im Gehirn der Probanden durch den Einfluss der TPS-Stoßwellen geschah, wurde dann durch umfassende strukturelle und funktionelle Untersuchungen im MRT (Magnetresonanztomographie) und durch verschiedene Verhaltenstests („taktile räumliche Wahrnehmung, sensomotorische Geschicklichkeit“) untersucht und festgehalten.

 Es konnte gezeigt werden, dass für die Bewegungen der rechten Hand auch noch eine Woche nach der letzten Verum-Behandlung wesentlich mehr Nervenzellen und Synapsen rekrutiert wurden als vorher. Die in der betroffenen Hirnregion abgespeicherten Bewegungsprogramme für die rechte Hand wurden zumindest während dieser Woche ohne Verum-Behandlung verbessert. Dadurch werden Sinneseindrücke aus der rechten Hand vermehrt aufgenommen und die daraus resultierenden feinmotorischen Bewegungsqualitäten der Muskeln verbessert. Bei jenen Personen, die nur Scheinbehandlungen erhielten, war dies nicht der Fall. Man könnte sagen, schlafende Nervenzellen wurden dauerhaft geweckt.

Diese strukturellen Effekte kommen auch durch die Stimulierung des Stoffwechsels tief liegender Axone zustande, die als Nervenfasern die Elektroleitungen des Gehirns darstellen und einen Großteil der sog. weißen Masse des Gehirns ausmachen. Sie haben dank der Stoßwellen-Impulse auch bei den gesunden Versuchspersonen weniger Leitungsverluste (Kriechströme) und transportieren die Informationen besser.

Die Stimulation durch die TPS führte mindestens über eine Woche zu einer Vergrößerung der Anzahl jener für die bewegungsspezifische Sensomotorik rekrutierten Zellen und auch deren Synapsen bei gesunden Versuchspersonen. In einer anderen Studie (3) konnte gezeigt werden, dass die Gehirnmasse der bei Alzheimerpatienten geschrumpften Hirnmasse gerade in den für die Gedächtnisleistungen zuständigen Hirnregionen über mindestens drei Monate nach der Behandlung mit TPS wieder erheblich zunimmt.

Damit zeigt sich, dass die Neuroplastizität durch die TPS gefördert wird – unter Neuroplastizität versteht man übrigens die Fähigkeit des Gehirns, zur Optimierung laufender Prozesse immer wieder neue und dauerhafte Programme zu entwickeln – ein Pianist etwa rekrutiert viel mehr Nervenzellen zur feinmotorischen Bewegung seiner Hände als ein Sänger. Diese Entwicklung mehr oder weniger dauerhafter Programme (üben, üben üben!) nennt man Neuroplastizität, die sich auch in nachweisbaren (MRT) strukturellen Veränderungen des Gehirns niederschlägt. 
Siehe: https://www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles/beitraege/neurogenese).

Zusammenfassung und Ausblick

Die neue Studie liefert zunächst wiederum eine Erweiterung der Evidenzlage zur TPS und ist ein akademisch fundiertes Argument für die Existenzberechtigung der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS). Darüber hinaus zeigt die Studie einmal mehr, dass zumindest die theoretische Möglichkeit besteht, auch andere chronisch neurodegenerative Erkrankungen in ihrem symptomatischen Verlauf zu bremsen.

Die Studienleitung in Wien fasst dies so zusammen: „Schlussfolgerungen: TPS erhöhte die funktionelle und strukturelle Kopplung innerhalb des stimulierten linken primären somatosensorischen Kortex und der angrenzenden sensomotorischen Areale bis zu einer Woche nach der letzten Stimulation. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass TPS neuroplastische Veränderungen hervorruft, die über die räumlichen und zeitlichen Stimulationseinstellungen hinausgehen und weitere klinische Anwendungen nahelegen.“

In der Praxis zeigen sich die Wirkungen der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) mittlerweile seit bald zwei Jahren täglich und wir können auf eine immer besser werdende Datenlage aus der „praktischen Praxis“ zurückgreifen. Gleichwohl muss und wird die TPS noch in vielen weiteren Studien ihren Nutzen beweisen, bevor man die hier genannten möglichen Indikationen auch behandeln kann. Dazu gehören dann neben Morbus Alzheimer und anderen dementiellen Erkrankungen wie Morbus Parkinson vielleicht sogar die Multiple Sklerose und die Lähmungen nach Schlaganfall. Es könnte erfolgversprechend sein,  Sehstörungen wegen entzündlicher Netzhauterkrankungen und Durchblutungsstörungen mit TPS zu behandeln. Aber das muss noch untersucht werden. Andererseits gibt es Publikationen zur TPS-Behandlung  bei Wachkoma-Patient*innen. Die etablierte Stoßwellenbehandlung spastischer Bewegungsstörungen bei Kindern und Erwachsenen mit Hirnschäden verschiedenster Ursachen könnte durch die TPS mit großer Wahrscheinlichkeit erfolgversprechend erweitert werden.

Hoffen wir im Sinne aller Betroffenen, dass es mit der Evidenzermittlung bzgl. der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) weiterhin mit großen Schritten vorangeht!

Quellen:
1. Matt E, Kaindl L, Tenk S, Egger A, Kolarova T, Karahasanović N, Amini A, Arslan A, Sariçiçek K, Weber A, Beisteiner R. First evidence of long-term effects of transcranial pulse stimulation (TPS) on the human brain. J Transl Med. 2022 Jan 15;20(1):26. doi: 10.1186/s12967-021-03222-5. PMID: 35033118.
2. Beisteiner R, Matt E, Fan C, Baldysiak H, Schönfeld M, Philippi Novak T, Amini A, Aslan T, Reinecke R, Lehrner J, Weber A, Reime U, Goldenstedt C, Marlinghaus E, Hallett M, Lohse-Busch H. Transcranial Pulse Stimulation with Ultrasound in Alzheimer’s Disease-A New Navigated Focal Brain Therapy. Adv Sci (Weinh). 2019 Dec 23;7(3):1902583. doi: 10.1002/advs.201902583. PMID: 32042569; PMCID: PMC7001626.
3.  Popescu T, Pernet C, Beisteiner R. Transcranial ultrasound pulse stimulation reduces cortical atrophy in Alzheimer’s patients: A follow-up study. Alzheimer’s Dement. 2021;7:e12121.  https://doi.org/10.1002/trc2.12121
Siehe: www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles 

Internationale Forschung zur Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) schreitet voran

Weitere Pilot-Studie der Universität Hong Kong belegt abermals die Wirksamkeit der TPS.

Während sich die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) mit dem Stoßwellen-System NEUROLITH® in Kliniken und Praxen zur ambulanten Behandlung höchst agil in Deutschland, Österreich und der Schweiz weiterverbreitet, ist die Therapie natürlich auch in anderen Ländern präsent und mittlerweile auf fast allen Kontinenten vertreten. So wird analog zu den europäischen Einrichtungen vor allem auch in den USA und Asien geforscht.


Universität Hong Kong berichtet zur Wirksamkeit und Sicherheit der TPS bei älteren Erwachsenen.

Unter der Leitung von Dr. Calvin Pak Wing Cheng, Leiter des Hong Kong West Cluster, Klinische Abteilung für Alterspsychiatrie der Universität Hong Kong führte man 2021 eine erste Untersuchung als Pilot-Projekt zu weiteren klinischen Studien mit der Zielsetzung durch, die TPS hinsichtlich der Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit bei älteren Menschen mit NCD, also verschiedenen neurokognitiven Störungen bei Demenz-Erkrankungen, zu verifizieren (Originaltitel der Studie: „Efficacy and safety of transcranial pulse stimulation (TPS) in older adults with mild neurocognitive disorder – an open-label trial“).

Alle Studien-Teilnehmer*innen waren über 60 Jahre alt (Durchschnittsalter: 76,09 Jahre) und wurden zuvor in der psychiatrischen Ambulanz der Uni Hongkong nach diversen Einschluss-/Ausschluss-Kriterien ausgewählt. Sie erhielten dann zwei Wochen lang je drei 30-minütige TPS-Sitzungen an jedem zweiten Tag der Woche. Dabei wurden die ultrakurzen (3 µs) Stoßwellen-Impulse des NEUROLITH mit Energiewerten von 0,2 – 0,25 mJ/mm2 und Impulsfrequenzen von 4 – 6 Hz (Impulse pro Sekunde) in die präfrontalen, temporalen und okzipitalen Hirnareale eingebracht. Davor, währenddessen und danach (inkl. eines 12-Wochen-follow-up) wurden die Probanden nach verschiedenen wissenschaftlichen Kriterien untersucht.

Hierzu gehörten u. a.  zur Überprüfung der globalen Kognition der HK-MoCA (Hongkong-Version des Montreal Cognitive Assessment zur Erkennung von leichter kognitiver Beeinträchtigung und Demenz bei älteren chinesischen Erwachsenen), der VFT (verbal fluency test/ein psychologischer Test, bei dem die Teilnehmer in einer bestimmten Zeit so viele Wörter wie möglich aus einer bestimmten Kategorie bilden müssen), diverse Überprüfungen des Arbeitsgedächtnisses (Teil des Kurzzeitgedächtnisses, das sowohl Informationen speichert als auch verarbeitet) sowie auch die Testierung einer etwaigen Verbesserung vorhandener depressiver Symptome (HAM-D-17 = Hamilton-Skala = Diagnosewerkzeug zur Ermittlung der Schwere einer depressiven Störung).

Das Resümee der Studie durch Studienleiter Dr. Cheng lautet:

„Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) kann im Vergleich zur transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) und zur transkraniellen Magnetstimulation (TMS) eine bessere räumliche Präzision bieten und tiefere Gehirnregionen erreichen. Es wurde eine 100%ige Therapietreue erreicht: Keine/r der Proband*innen berichtete über schwerwiegende Nebenwirkungen. Signifikante Auswirkungen wurden bei HK-MoCA, Forward Digit Span und beim VFT festgestellt. Darüber hinaus können die Verbesserungen der gesamten kognitiven Leistungen der Teilnehmer*innen auch als nachhaltig wirksam bewertet werden, was die Nachuntersuchungen nach drei Monaten ergaben.“

Stichwort: Depressionen, depressive Verstimmungen.

Obwohl man auch in Hongkong in der ersten Pilot-Studie auf dementielle Syndrome fokussierte, wurde darüber hinaus die depressive Symptomatik berücksichtigt. Hier konnten nach der TPS-Behandlung Tendenzen der Verbesserung beobachtet werden.

Hinweis der Redaktion: Auch in Bezug auf depressive Verstimmungen bzw. Depressionen wird die Transkranielle Pulsstimulation nach ausführlichen Studien wohl ein Mittel der Wahl darstellen können, das Millionen von Menschen ohne die bekannten Neben- und Nachwirkungen von medikamentösen Gaben helfen könnte. Also „off-label“-Behandlung bieten einige unserer Anwender*innen die TPS bei Depressionen übrigens bereits heute in ihren Praxen an.

Studie:

Calvin Pak Wing Cheng1, Tommy Kwan Hin Fong1, Department of Psychiatry, The University of Hong Kong, Hong Kong
Efficacy and safety of transcranial pulse stimulation (TPS) in older adults with mild neurocognitive disorder– an open-label self-controlled trial (Seed Fund for Basic Research, 201910159063, PI)

References:

Beisteiner, R., Matt, E., Fan, C., Baldysiak, H., Schoenfeld, M., Novak, T. P., … & Weber,
A. (2019). Transcranial Pulse Stimulation with Ultrasound in Alzheimer’s disease–A new navigated focal brain therapy. Advanced Science. 7(3). 1902583.
Legon, W., Ai, L., Bansal, P., & Mueller, J. K. (2018). Neuromodulation with single‐element transcranial focused ultrasound in human thalamus. Human Brain Mapping. 39(5), 1995-2006.
Siehe: www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles

Depression: 

Neue Studie belegt abermals die Wirksamkeit der TPS

Transkranielle Pulsstimulation (TPS®) verbessert depressive Symptome bei Alzheimer-Patient*innen.
Alzheimer- oder auch andere Formen der Demenz-Erkrankungen gehen oft mit depressiven Verstimmungen oder  Depressionen einher. Nahezu die Hälfte aller Demenzerkrankten leidet unter typischen depressiven Symptomen wie Ängsten, Traurigkeit, Schlafstörungen, nervöser Unruhe, Aggressivität, häufigem Weinen und Abgeschlagenheit bis hin zu immer weniger werdendem Interesse an der Umwelt und sich selbst. Gerade bei einer beginnenden Demenz, in der der/die Betroffene selbst – deutlich oder auch nur vage – realisiert, was mit ihm/ihr geschieht, entstehen depressive Episoden besonders oft und verfestigen sich im Verlauf der Krankheit.
Eine im Januar 2022 publizierte randomisierte, scheinkontrollierte und doppelt verblindete Studie der Medizinischen Universität Wien, Abteilung für Neurologie, hat die Wirkung der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) nun auch im Hinblick auf Depression bei Alzheimer-Patient*innen untersucht.
Transkranielle Pulsstimulation (TPS) reguliert Gehirnnetzwerke und verbessert die funktionelle Konnektivität.
Die Wiener Forscher*innen analysierten bei 18 Alzheimer-Patient*innen die Veränderungen im sog. „Beck Depression Inventory“-Test (BDI-II) und die funktionelle Konnektivität (FC) mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (MRT). Der BDI-II ist ein validiertes, psychologisches Testverfahren, das die Schwere depressiver Symptome erfasst und unter funktioneller Konnektivität versteht man, ganz vereinfacht gesagt, die Ermittlung der Synchronität von Signalschwankungen in bestimmten Gehirnregionen.
Dazu erhielten die Patient*innen eine vier-wöchige TPS-Behandlung mit drei Sitzungen je Woche. Die MRT-Datenerfassung und die neuropsychologischen Tests wurden jeweils in der Woche vor Beginn der TPS-Behandlungen und dann eine Woche nach der letzten TPS-Sitzung durchgeführt.
Das Ergebnis: Die Wissenschaftler stellten eine signifikante Verbesserung des BDI-II-Wertes fest. Dies bedeutet, bei allen Studien-Teilnehmer*innen besserten sich die depressiven Symptome deutlich. Auch die Analyse der funktionellen Konnektivität (FC) zeigte eine Normalisierung zwischen dem Salienz-Netzwerk (dies ist ein großräumiges Areal im Gehirn, das für sensorische, emotionale und kognitive Informationen zuständig ist) und dem ventromedialen Netzwerk im linken frontalen orbitalen Kortex. Letzterer ist zu Deutsch der „große Regisseur in unserem Kopf“, der für unsere Bewegungsmotorik zuständig ist und auch eine zentrale Rolle beim Nachdenken, Planen und Entscheiden innehält (mancher vermutet dort auch den Sitz der Persönlichkeit). Den Autoren zufolge zeigen die Ergebnisse, dass die TPS eine relevante und wirksame und – wenn sie bereits ohnehin Medikamente einnehmen – auch eine zusätzliche Behandlungsoption darstellen kann.
Transkranielle Pulsstimulation (TPS) auch als Behandlung bei anderen Formen der Depression anwendbar?
Depressionen als solche  sind ein ebenso wichtiges Thema wie etwa Demenz oder Parkinson. Allein in Deutschland leiden jährlich ca. 8,2% der Menschen an einer Depression. Das sind 5,2 Millionen Personen! Neurobiologisch betrachtet, sind während einer Depression zahlreiche Prozesse im Gehirn und im gesamten Organismus verändert. Dazu gehört z. B. die Produktion der Neurotransmitter Serotonin – umgangssprachlich auch gerne als das „Glückshormon“ bezeichnet – Dopamin oder Noradrenalin, die hierbei aus dem Gleichgewicht gerät. Es scheint so zu sein bzw. ist auch eine nur logische Konsequenz, dass die niederfrequenten Stoßwellen der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) die zur Lösung einer Depression notwendigen Prozesse an den Nervenzellen gezielt stimulieren, um so die zur Reizweiterleitung und -verarbeitung erforderlichen Botenstoffe wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Denn ob eine Depression nun durch eine Demenz-Erkrankung (oder übrigens auch umgekehrt, was ebenfalls der Fall sein kann!) entsteht oder durch andere Einflüsse, so ist die Biochemie im Gehirn doch stets per se gestört und scheint von den Stoßwellen der TPS regulierend und positiv beeinflusst werden zu können.
So jedenfalls zeigt es sich bereits vielfach in der Praxis bei jenen Anwender*innen der TPS, die die Stoßwellen-Therapie als sog. „off-label-Behandlung“ auch bei Depressionen, die nicht an eine Demenz-Erkrankung gekoppelt sind, durchführen.
Quellen:
1. Beisteiner R, Matt E, Fan C, et al. Transcranial pulse stimulation with ultrasound in Alzheimer’s disease—a new navigated focal brain therapy. Adv Sci. 2019;7:1902583.
2. Matt E, Dörl G, Beisteiner R. Transcranial pulse stimulation (TPS) improves depression in AD patients on state-of-the-art treatment. Alzheimer’s Dement.2022;8:e12245. https://doi.org/10.1002/trc2.12245
Siehe: www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles


Aktuelle Studie 

zur wirksamen Behandlung der schweren Depression mit TPS

 

Aktuelle Studie zur wirksamen Behandlung der schweren Depression mit TPS

Die Polytechnische Universität Hongkong, die bereits unabhängige Studien zu Alzheimer-Demenz, Autismus, ADHS und Depressionen bei jungen Erwachsenen veröffentlicht hat, führte kürzlich eine randomisierte, kontrollierte, einfach verblindete Pilotstudie zur
Wirksamkeit der TPS in der Behandlung schwerer Depressionen bei Erwachsenen
durch. Das TPS-Verfahren ist eine Behandlung des Gehirns mit fokussierten Ultraschallwellen.
 
Bei allen Personen wurde vor der Behandlung einen fMRI-Scan durchgeführt. So wurde sichergestellt, dass die Gehirne der Teilnehmer keine strukturellen Defekte, Tumore, Hirntraumata oder andere Gehirnanomalien aufwiesen.

Das Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Teris Cheung hatte 30 Probanden in ihre Studie aufgenommen.
Die Teilnehmer erhielten eine zweiwöchige TPS-Behandlung mit sechs 30-minütigen TPS-Sitzungen. Das primäre Ergebnis (d.h. die Depression) wurde anhand des Hamilton Rating Scale for Depression (HDRS-17) bewertet, um die Symptome der Depression messbar zu beurteilen. Die HDRS-17 ist eine weltweit anerkannte und zuverlässige Depressions-Bewertungsmethode. Die Ergebnisse zeigten einen signifikanten Effekt, der bei einer dreimonatigen Nachbeobachtung anhaltende Verbesserungen aufwies.
Die Studie zeigt, dass die TPS-Behandlung die depressiven Symptome bei Erwachsenen mit schwerer Depression wirksam reduziert.
 
Nebenwirkungen der TPS-Behandlung waren nur selten und marginal zu beobachten: So berichteten nur einige wenige Probanden über kurzfristige Kopfschmerzen (vier Prozent).
 
Fazit:
Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) hat sich in dieser Studie als wirksam, sicher und nachhaltig bei der Verringerung der schweren depressiven Symptome bei Erwachsenen erwiesen. Das Forschungsteam kommt zu dem Schluss, dass das TPS-Verfahren durchaus als eine Top-On-Behandlung angesehen werden kann, insbesondere für behandlungsresistente Patienten und solche, die eine rasche Verbesserung anstreben. Man empfiehlt weitere multizentrische Studien, um Placeboeffekte bei einer größeren Stichprobe herauszufiltern.
 
Im Jahr 2024 werden weitere wissenschaftliche Studien zur TPS-Therapie bei Depressionen durchgeführt, welche die Behandlungserfolge mit TPS bei Depression weiterhin untermauern sollen.

*Quelle:
https://www.mdpi.com/1660-4601/20/3/2333
auf:
https://alzheimer-science.com/news/transkranielle-pulsstimulation/pilot-studie-zu-effekten-der-tps-bei-depressionen#:~:text=Die%20Studie%20zeigt%2C%20dass%20das,%C3%BCber%20Kopfschmerzen%20(vier%20Prozent).





Weltweit erste Studie zur Veränderung des elektrischen Hirnnetzwerks nach Pulswellenstimulation bei Alzheimer veröffentlicht

Artemed, 10.09.2024

Chefarzt der Neurologie und Ärztlicher Direktor des Hospitals zum Heiligen Geist in Kempen, Prof. Dr. Lars Wojtecki, hat mit seiner Arbeitsgruppe an der Universität Düsseldorf eine weltweit wegweisende Studie veröffentlicht, die erstmals die Auswirkungen der transkraniellen Pulsstimulation (TPS) auf das elektrische Netzwerk des Gehirns von Alzheimer-Patient:innen untersucht. Die Studie eröffnet neue Perspektiven in der Alzheimerforschung und könnte den Weg für das Verständnis innovativer Therapieansätze ebnen.

Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz und führt zu schwerwiegenden kognitiven Beeinträchtigungen. Während bisherige Behandlungsansätze vor allem medikamentös ausgerichtet sind, gewinnen alternative Therapien, wie die TPS, zunehmend an Bedeutung. TPS ist eine nicht-invasive Neuromodulationstechnik, bei der kurze, wiederholte Stoßwellen zum Einsatz kommen. Frühere Studien[1] von Prof. Wojtecki und seiner Gruppe an der Universität Düsseldorf hatten bereits Hinweise darauf geliefert, dass TPS positive Effekte auf die kognitiven Fähigkeiten von Alzheimer-Patient:innen haben könnte.

Die nun veröffentlichte Studie[2] untersucht erstmals, wie TPS das elektrische Hirnnetzwerk verändert. Mithilfe elektroenzephalographischer (EEG) Messungen konnten Prof. Wojtecki und sein Team erste Einblicke in die neurophysiologischen Effekte der TPS gewinnen. Besonders hervorzuheben sind die beobachteten Veränderungen in den sogenannten Gamma-Oszillationen des Gehirns. Für die spezifischen Hirnaktivitäten vermutet man eine Schlüsselrolle bei der Reduktion von Beta-Amyloid-Ablagerungen, die als Hauptmerkmal der Alzheimer-Erkrankung gelten. Hierbei vermuten die Forscher, dass TPS auch das glymphatische System des Gehirns beeinflussen könnte, welches für die Reinigung des Gehirns von Abfallstoffen verantwortlich ist. Dieser Aspekt könnte eine zusätzliche Erklärung dafür liefern, wie TPS zur Verbesserung der kognitiven Funktionen bei Alzheimer-Patient:innen beitragen könnte.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass EEG-Messungen potenzielle Marker für die Wirkung der TPS sein könnten“, so Prof. Wojtecki. „Dies könnte ein bedeutender Schritt in der Weiterentwicklung von Behandlungsansätzen für Alzheimer sein, insbesondere im Hinblick auf eine personalisierte Therapie.“

Die Studie markiert einen wichtigen Fortschritt im Verständnis der Effekte der TPS bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer. Prof. Wojtecki betont jedoch, dass weitere Forschungen notwendig sind, um die langfristigen Effekte der Methode vollständig zu erfassen und den Wirkmechanismus weiter aufzuklären. Bis dahin sollte der Einsatz der TPS ausschließlich unter strenger wissenschaftlicher Begleitung erfolgen.

Referenzen:

[1] https://www.frontiersin.org/journals/neurology/articles/10.3389/fneur.2022.948204/full

[2] https://link.springer.com/article/10.1007/s11357-024-01305-x